Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich zum ersten Mal die lange, von Bäumen eingesäumte Straße entlang gefahren bin, die zu unserem Hof führt. Es war kalt, es war trüb, es war regnerisch und der Weg, kaum breiter als ein Auto, schien kein Ende nehmen zu wollen. Schneematsch säumte die Ränder und verwandelte den blauen Lack meiner geliebten Rostlaube in eine Schlammschlacht.
Zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich, wo ich hier nur hingeraten war - und ahnte noch nicht ansatzweise, dass dieser Weg mich an den Ort führte, an den ich mein Herz verlor.

Es dauerte gerade ein ganzes halbes Jahr, bis ich mitsamt Katz und Kegel genau diese Straße erneut entlang fuhr, um mein Leben gemeinsam mit dem Junglandwirt zu verbringen. Mein Dasein erfuhr eine hundertachtzig Grad Wendung, die ich nicht in meinen kühnsten Träumen hätte vorhersehen können.
Plötzlich waren da kaum noch nervtötende Nachbarn, die sich über jede Kleinigkeit aufregten, kein lautes Läuten des Kirchturms mehr und so gut wie keine Autos, die mit quietschenden Reifen mitten in der Nacht durch die Gegend sausten.
Stattdessen wurde man vom Krähen des Hahnes geweckt, ein Käuzchen sang einen in den Schlaf und das Blöcken der Schafe begleitete die Frühstücksfütterrunde. Hasen, Pferde und Alpakas freuten sich über jeden Besuch und schlichen sich genauso schnell in mein Herz, wie der Ort selbst. Alles, was man tat, wurde vom Duft der Miste begleitet, und irgendwie habe ich mich genau an diese Dinge so schnell gewöhnt, dass ich mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen könnte.
Zum Glück muss ich das auch nicht, denn noch immer lebe ich an diesem wunderschönen Ort: mitten im Wald, auf einem familiengeführten landwirtschaftlichem Biobetrieb im grünen Herzen Deutschlands.

Ich will euch nichts vormachen: nicht jeder Tag hier ist wie im Märchen.
Als Tagträumerin und bekennende in-jeder-Situation-Tollpatsch stehe ich immer wieder vor großen Herausforderungen. Ich hatte bis vor zwei Jahren keine Ahnung von Landwirtschaft, lerne seither jeden Tag dazu, komme oft an meine Grenzen und an den Rande der Verzweiflung. Aber ich habe gelernt, an diesen Dingen zu wachsen - auch über mich hinaus.
Und genau auf diesem Weg möchte ich euch auf farmpoesie mitnehmen:
hinein in die Welt des Landlebens,
hinein in den tierischen Bauernhofalltag,
hinein in die Höhen und Tiefen der Landwirtschaft,
hinein in mein Gedankenchaos
und hinein in die Geschichten meines Herzens.
Ich freue mich über jedes Gesicht, jeden Leser und jede Leserin, über jeden Kommentar und jeden Gedanken von euch. Auf eine wunderbare gemeinsame Zeit!
Tierische Grüße sendet euch,
Vanessa von farmpoesie
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